Aus der Fawn Response in deine Beziehungsfähigkeit und Selbstentfaltung als hochsensible Frau
Aus der Fawn Response in deine Beziehungsfähigkeit und Selbstentfaltung als hochsensible Frau
In diesem Artikel erfährst du,
was Fawn Response (People Pleasing) ist,
wie sie sich auf dein Leben und deine Beziehungsfähigkeit auswirkt,
welche Ursachen dahinterstecken,
was ein Trauma damit zu tun hat,
welche Folgen Fawn Response und toxische Muster haben können,
und wie du durch einen neuen Umgang mit Traumatisierung deine Selbstverbindung stärkst, gesunde Grenzen setzt und deine Selbstentfaltung förderst.
Was ist Fawn Response?
Der Begriff Fawn Response heißt übersetzt „Rehkitz-Antwort“ oder „Bambi-Reflex“. Er beschreibt ein instinktives Verhalten, das wir vom Rehkitz kennen: Bei wahrgenommener Gefahr flüchtet es oder passt sich an, um zu überleben.
Übertragen auf Menschen ist die Fawn Response eine instinktgesteuerte Überlebensreaktion, die sich als People Pleasing äußert — also darin, dass wir uns aus Angst vor Ablehnung und Konflikten in Beziehungen übermäßig anpassen. Diese Reaktion ist im Gehirn tief verankert, weil sie früher einmal lebensrettend war, läuft jedoch oft auch in Situationen ab, die keine echte Gefahr bedeuten.
Ursachen der Fawn Response – frühe Prägungen und Trauma
Als Säugling und Kleinkind können wir unsere Grundbedürfnisse wie Sicherheit, Nähe und Autonomie noch nicht selbst erfüllen. Wir sind angewiesen auf unsere Bezugspersonen, die idealerweise unsere Bedürfnisse zuverlässig erkennen und stillen.
Wenn dies nicht geschieht oder wir zu viel Kontrolle erfahren, kann sich ein Muster entwickeln, das eigene Bedürfnisse unterdrückt und auf Anpassung setzt – die Fawn Response. Dies ist besonders wirksam bei hochsensiblen Menschen, deren feineres Nervensystem solche Spannungen stärker wahrnimmt.
Was ist ein Trauma? Wie entsteht es?
Ein Trauma ist eine psychische und körperliche Reaktion auf eine einmalige oder wiederholte Überforderungssituation, die uns über unsere Bewältigungsmöglichkeiten hinaus belastet. Es gibt das Schocktrauma (einmalig, extrem belastend) und das Entwicklungstrauma (wiederholte Überforderung in der frühen Kindheit).
Bei Trauma speichert unser Gehirn neuronale Muster ab, die auch später bei ähnlichen Emotionen oder Körperempfindungen Stressreaktionen auslösen – oft ohne bewusste Kontrolle.
Wie läuft eine Traumatisierung ab?
In traumatischen Situationen schüttet unser Körper eine große Menge Energie aus, um zu kämpfen oder zu fliehen (Fight-or-Flight). Wenn das nicht möglich ist, folgt oft eine Erstarrung oder ein Totstellreflex. Um uns vor unerträglichen Gefühlen und Schmerzen zu schützen, kann es zu einer Dissoziation kommen – einer Abspaltung von Gefühlen und Körperempfindungen.
Dieser Schutzmechanismus kann jedoch dauerhaft wirken und dazu führen, dass wir in unserem Körper nicht vollständig präsent sind und dadurch den Kontakt zu uns selbst verlieren.
Folgen der Fawn Response und Traumatisierung
Durch Traumata und die Fawn Response erleben viele hochsensible Frauen:
einen dauerhaften unterschwelligen Alarmzustand,
flachere oder blockierte Gefühle,
Ängste, Panik oder Wut,
Überforderung und Konzentrationsschwierigkeiten,
das Gefühl, auf der Stelle zu treten,
Schwierigkeiten, gesunde Grenzen zu setzen,
Verlust der eigenen Selbstverbindung,
und damit eine Einschränkung der Selbstentfaltung.
Diese Muster wirken häufig unbewusst und verhindern authentische, selbstbestimmte Beziehungen – zu anderen und zu sich selbst.
Das Toleranzfenster – dein Nervensystem im Gleichgewicht
Das vegetative Nervensystem reguliert über Sympathikus (Aktivität) und Parasympathikus (Entspannung) unseren Energiehaushalt. Ein gut entwickeltes Toleranzfenster ermöglicht es uns, Herausforderungen in Balance zu meistern.
Traumata und frühe Erfahrungen können dieses Fenster verengen, besonders bei hochsensiblen Frauen, deren Nervensystem ohnehin sensibler reagiert. Ein enges Toleranzfenster bedeutet eine schnellere Überforderung, weniger Selbstregulation und mehr Stressreaktionen.
Wie kannst du Fawn Response erkennen und lösen?
Der erste Schritt ist das Bewusstwerden deiner Muster: Wenn du dich oft angepasst fühlst, Angst vor Ablehnung hast oder Schwierigkeiten hast, Nein zu sagen, ist das ein wichtiger Hinweis.
Um dich daraus zu lösen und deine Selbstentfaltung zu fördern, ist es hilfreich, Selbstregulation zu lernen. Als Kind sind wir oft nicht – wie es eigentlich nötig gewesen wäre – von unseren Eltern reguliert worden: Das heißt, bei Überforderung beruhigt zu werden durch getragen werden, eine Umarmung oder Trost; und bei Unterforderung angeregt zu werden durch Kontakt, Spielen oder liebevolle Aufmerksamkeit. Dadurch haben viele von uns nicht gelernt, sich selbst zu beruhigen oder zu aktivieren.
Selbstregulation bedeutet, deine eigenen Gefühle, Gedanken und Körperempfindungen bewusst wahrzunehmen und dich in Annahme und Sicherheit hindurch zu navigieren. Sie hilft dir, auch in stressigen oder belastenden Situationen bei dir zu bleiben, dich zu beruhigen und impulsives Überanpassen zu vermeiden.
Eine gestärkte Selbstregulation unterstützt dich dabei, in belastenden Momenten ruhig zu bleiben und nicht automatisch in alte Muster zu verfallen. Sie ist besonders wichtig, um deine innere Balance zwischen Nähe und Autonomie zu finden – in Beziehungen wie auch im Alltag.
Konkret bedeutet Selbstregulation:
deine Körperempfindungen achtsam wahrzunehmen,
aufkommende Gefühle und Gedanken akzeptierend zu beobachten,
deine Intuition und Selbstverbindung zu stärken,
schrittweise gesunde Grenzen zu setzen,
und dich selbst liebevoll anzunehmen.
Unterstützend können dabei begleitete Körper-, Energie- und Seelenarbeit sein – besonders, wenn sie von einer hochsensiblen Person begleitet wird, die deine Erfahrungen versteht.
Warum ist das für hochsensible Frauen besonders wichtig?
Frühere Bindungserfahrungen prägen oft unser heutiges Verhalten in privaten und beruflichen Beziehungen und können eine zentrale Rolle bei der Entstehung der Fawn Response spielen. Ein gesundes Bindungsverhalten unterstützt dich dabei, dich sicher und geborgen zu fühlen, ohne deine eigene Identität zu verlieren.
Hochsensible Frauen haben eine feinere Wahrnehmung und tiefere Empathie, was sie besonders anfällig macht für subtile Grenzüberschreitungen und übermäßige Anpassung.
Doch genau diese Sensibilität ist auch eine große Stärke, um die eigene innere Wahrheit zu spüren, sich authentisch auszudrücken und die eigene Selbstentfaltung zu leben – frei von alten Mustern und Blockaden.
Fazit: Zurück in deine Beziehungsfähigkeit, Selbstverbindung und Selbstentfaltung
Fawn Response ist ein tief verwurzelter Überlebensmechanismus, der oft unbewusst unser Verhalten in Beziehungen und im Leben steuert. Doch du kannst lernen, diese Muster zu erkennen, zu durchbrechen und in deine Kraft zu kommen.
So findest du zu mehr Selbstbestimmung, erfüllenden Beziehungen und zu dir selbst – deiner authentischen Selbstverbindung und Selbstentfaltung als hochsensible Frau.
Erstellt am 15.04.2024, zuletzt überarbeitet am 31.07.2025.